Über die Arbeiten von Evelyn Kopp

Evelyn Kopp arbeitet im Bereich der Installation sowie der Malerei und Zeichnung.
Ihre Anfänge bildeten eine Reihe von Arbeiten, die sie „Kopp-Serie“ nannte – in Anklang an ihren Namen.
Installative Räume, visionäre Landschaften oder groß dimensionierte Objekte, wie einen selbst
geschweißten Hubschrauber. Diese entwickelten, immer aber an der Realität orientierten Räume, zeigen
den konkreten Wirklichkeitsbezug, der für alle Arbeiten der Künstlerin bedeutsam ist. Die Einbindung von
Alltagsgegenständen, zeitgenössischen Medien oder popkulturellen Versatzstücken prägt ihre Arbeit.
Nachdem sie Ende 2005 mit dem „Kopp-Medley“ die gleichnamige Serie ihrer v.a. installativen Arbeiten
abschloss, widmet sie sich seit einiger Zeit vermehrt der Malerei und der Zeichnung, wo ihre eigene
Handschrift zweifellos am besten zur Geltung kommt. Das zeichnerische wie malerische Bild entwickelt
Kopp meist ausgehend von fotografischen Vorlagen (Motive, Muster, Ornamente), die sie thematisch
gruppiert und in einer Art Archiv sammelt.

Charakteristisch für ihre Malerei ist die Kombination der beiden Materialien Knete und Wachs.
Die verwendete Technik der Enkaustik ist dabei durchaus sehr eigen. In ihren Bildern erscheint das Motiv
(in Knete) als grafisches Element, als Zeichnung wie eine Art Einlegearbeit im Bild (Wachsgrund).
Man muss sich einsehen, um aus den bruchstückhaften marmorierten, mal camouflageartigen dann
wieder geometrisierenden Linien und Flächen Figürliches zu lesen. Oftmals dominiert zunächst der
Hintergrund über das eingebettete Motiv. Diesen bearbeitet Kopp zusätzlich mittels gestanzter Kreise,
die in Blindenschrift die Titel der Arbeiten wiederholen, als weiteres grafisches Element jedoch deren
Lesbarkeit behindern. Doch nicht nur durch die Technik der Enkaustik reflektiert Kopp die Anfänge der
Tafelmalerei. Auch die formale Trennung in Form einer Aufspaltung von Figur und Grund sowie die
ungegenständliche Behandlung des Hintergrundes und die Beschränkung auf ein bzw. wenige Motive
innerhalb eines Bildes verleiht den Bildern etwas Ikonenhaftes was sie Zeit und Raum beraubt.
Evelyn Kopp zeichnet ein Gegenbild zu unserer medial und bilddominierten Gesellschaft. Während in den
früheren Arbeiten die Konzentration auf einem singulären Motiv lag, führt Kopp in letzter Zeit verschiedene
Motive zusammen und verstärkt dadurch ihren narrativen Charakter ebenso wie sich Assoziationsräume
für den Betrachter mehren.

Es ist ein bewusst auf mehreren Ebenen herbeigeführter Bruch zwischen Realität und Abbild,
ein Zusammenspiel von Abstraktion und Gegenständlichkeit. Gleiches gilt auch für ihre Zeichnungen.
In diesen großformatigen Blättern kombiniert Kopp mehrere Aspekte ihrer malerischen Arbeiten.
Figürliche und ornamentale Prägungen auf dem Papier verbinden sich mit fragilen Zeichnungen zu einer
Landschaft. Wie eine Art zweite Realität setzt Kopp herkömmliche Tesastreifen ein, die ihrerseits wiederum
Bildfragmente einer Zeichnung tragen, die sie zuvor durch Abrieb der Originalzeichnung entlockt hat.
Die einzelnen Streifen, die ähnlich ihrer Knetzeichnungen in bzw. auf das Blatt gelegt werden und als
eigenständige Zeichnung funktionieren, setzen sich im Auge des Betrachters zu einem Gegenstand
zusammen.

Letztes Jahr erhielt Evelyn Kopp unter zahlreichen Bewerbern den Kunstpreis des KV Bruchsal.
Seither lässt sich v.a. innerhalb der beiden Medien – Zeichnung und Malerei – auch eine Schärfung des
Ausdrucks und der künstlerischen Handschrift erkennen.

Silke Bitzer, Kuratorin, Freiburg Mai 2007